Wir müssen die Jugendlichen abholen

WKW-Präsident Walter Ruck schildert, wie man die Ausbildung für junge Menschen optimieren kann.

Wie geht es den Wiener Unternehmen in diesen fordernden Zeiten?

Walter Ruck: Der Wirtschaftsstandort Wien ist in seiner Gesamtheit bisher ein Stück besser durch die Krise gekommen als andere Standorte. Das liegt vor allem auch an seiner Diversität, die das Klumpenrisiko reduziert. Und auch daran, dass wir in Wien versuchen, gemeinsame Lösungen auf breiter Basis zu finden. Aber natürlich gibt es einzelne Branchen, die von der Krise besonders betroffen waren und es teilweise noch sind.

Am meisten mitgenommen scheinen nach der Pandemie der Tourismus- und Gastrobereich, wo auch ein eklatanter Fachkräftemangel herrscht. Wie wird man dem begegnen?

Walter Ruck: Der Städtetourismus ist von den Auswirkungen des Virus besonders betroffen, nicht nur in Wien, sondern auch in anderen Metropolen. Mittlerweile sehen wir aber wieder eine deutlich positive Tendenz. Es geht aufwärts. Wir haben in Wien sehr gute Ausbildungsstätten für Tourismus- und Gastronomieberufe. Deren Absolventen sind sehr gefragt. Klar ist aber auch, dass wir uns überlegen müssen, wie wir abgewanderte Mitarbeiter wieder zurückholen.

Welche Maßnahmen setzt die Wirtschaftskammer Wien, um die Ausbildung der jungen Menschen den neuen Bedingungen am Arbeitsmarkt anzupassen?

Walter Ruck: Wir arbeiten schon länger an der Modernisierung vieler Lehrberufe, auch um sie an die Digitalisierung anzupassen. Dieser Prozess hat übrigens schon vor Corona begonnen. Und wir haben neue Berufe entwickelt, zum Beispiel den E-Commerce-Kaufmann. Es muss uns allerdings besser gelingen, jungen Menschen ein Bild von verschiedenen Berufen und ihren Ausbildungen zu vermitteln. Wir müssen die Jugendlichen abholen, mehr Durchlässigkeit schaffen und mehr Hilfestellung bieten.

Foto: (c) Florian Wieser