Erhard Busek: Gegangen, um eigentlich zu bleiben.
Viel wird bleiben von Erhard Busek, insbesondere seine intellektuelle Fähigkeit, geistreich Zusammenhänge darzustellen und eher unbeugsam seine Meinung zu vertreten. Der liberale Linkskatholik – darf man sagen, ich denke schon – war vielleicht ein bissl zu g’scheit für die Politik. Er war ein bürgerlicher Grüner der ersten Stunde und schaffte es so als „bunter Vogel“ ins Wiener Rathaus mit fast 34% und ein zweites Mal mit knapp 35 als Vizebürgermeister. Später war er als Wissenschaftsminister und Vizekanzler mit Bundeskanzler Vranitzky in einer Koalition – der ihn ebenso sehr schätzte – ein sehr aktiver, glaubwürdiger Europäer in den Anfängen unserer EU-Orientierung. Seit Bruno Kreisky hat vermutlich kaum jemand so viele Türen für Österreich in der Welt aufgemacht, über partei- und weltanschauliche Grenzen hinweg so viel Anerkennung für seine intellektuelle Ausstrahlung gefunden, wie Erhard Busek. Seine Aktivitäten in Richtung Mittel- und Osteuropa und die Kontakte mit den demokratiepolitisch fragilen postkommunistischen Staaten waren und sind legendär. Erst vor Kurzem warnte er vor einem neuen Weltkrieg, die Invasion Russlands in der Ukraine erlebt er noch in den Anfängen. Er, der Visionär und Warner, war oft vielen voraus. Insbesondere auf fremdenfeindliche und antisemitische Tendenzen hinzuweisen, war ihm wichtig. Rücksicht, seine Meinung zu äußern, musste er nicht nehmen. Auch das machte ihn in der eigene Partei nicht immer beliebt, wo ja zweimal eine Koalition mit „Rechts“ geschlossen wurde, dauerhaft in beiden Fällen nicht. Nietzsches Zitat: „Wer viel denkt, eignet sich nicht zum Parteimann. Er denkt sich bald durch die Partei durch“ konnte auch auf Busek zutreffen. In der Tat war er für viele herausfordernd, was seine Visionen und Intellektualität anlangte.
Mir persönlich tut es sehr leid, mit ihm, außer in Alpbach zum Beispiel gemeinsam mit Fritz Molden, kaum gesprochen zu haben. Damals war der Anlass,das gerade von mir erschienene Buch „Harakiri. Die Selbstzerstörung einer Partei“. Ja, später weiß man es öfter besser, leider. Er wäre ein sehr bemerkenswerter Redner bei unserem Club Cuvée gewesen. RIP Erhard Busek, wir werden ihn noch oft zitieren, sein geistiges Eigentum bleibt lebendig. (Diese Zeilen erscheinen in unserem nächsten Vienna Eco Magazin, beigelegt im Kurier)
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