„Investitionen in Ausbildung sind ein Gebot der Stunde“
Wirtschaftskammer Wien
Wiens Unternehmen brauchen in den kommenden Jahren 33.000 zusätzliche Fachkräfte.
Wien ist ein hervorragender Wirtschaftsstandort und entwickelt sich überdurchschnittlich gut. In den vergangenen Jahren konnte die österreichweite Benchmark durchwegs übertroffen werden. Auch aktuell entwickelt sich Wien wirtschaftlich besser als Gesamtösterreich. Das liegt vor allem daran, dass es uns gelungen ist, die Heterogenität des Wirtschaftsstandorts Wien zu stärken. Wien ist vielfältig, sowohl was die Branchenverteilung betrifft als auch die Unternehmensgrößen. Das reduziert das sogenannte Klumpenrisiko, was sich besonders bezahlt macht, wenn die Zeiten nicht so einfach sind“, sagt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien. Dennoch können auch die „innovativen und flexiblen Wiener Unternehmen“ nicht alle Herausforderungen allein stemmen, wie Ruck ausführt. Neben Zukunftsfragen wie der Wandel zur Green Economy, hohen Abgabenbelastungen und bürokratischen Hürden ist der Fachkräftemangel für Wiens Unternehmen ein brennendes Thema.
Babyboomer gehen in Pension
Wie die aktuelle Bildungsbedarfsanalyse der Wirtschaftskammer Wien zeigt, benötigen die Wiener Betriebe in den kommenden drei bis fünf Jahren 33.000 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ruck: „Dazu kommt, dass wir die Babyboomer-Generation, die in Pension geht, kompensieren müssen. Schaffen wir das nicht, verliert der Wirtschaftsstandort Wien bis zu acht Milliarden Euro an Wertschöpfung.“ Derzeit stehen noch rund 59.000 Menschen dieser Generation in Wien in Beschäftigung.
Gleichzeitig verfügt Wien über ein vergleichsweise großes Potenzial an jungen Menschen. „Gelingt es uns, dieses Potenzial zu nutzen und junge Menschen zu qualifizieren, dann können wir nicht nur die Abgänge der Babyboomer-Generation ausgleichen, sondern würden sogar die Wertschöpfung Wiens steigern. Investitionen in Bildung und Ausbildung sind also ein Gebot der Stunde“, sagt Ruck. Zudem sollte es, so Ruck, für Menschen, die über das Pensionsalter hinaus arbeiten wollen, deutlich attraktiver werden, das auch zu tun. Hier gelte es, bei Steuern und Abgaben anzusetzen. Ähnlich sei die Situation bei der Teilzeitarbeit. Sie müsse der Vollzeitarbeit abgabenseitig gleichgestellt werden – vor allem bei gewollter Teilzeit. Derzeit werde die Vollzeitarbeit diskriminiert.
Neue HTL für IT
Besonders groß ist der Fachkräftebedarf der Wiener Unternehmen im technischen Bereich. Wie Ruck ausführt, ist ein probater Weg, dem Fachkräftemangel zu begegnen, sie selbst auszubilden. „Die Wirtschaftskammer Wien ist schon jetzt der größte private Bildungsanbieter in Österreich. Diese Position wollen wir ausbauen. Nachdem der Fachkräftebedarf in der Informationstechnologie besonders hoch ist, forcieren wir beispielsweise gemeinsam mit der Stadt Wien die Errichtung einer neuen HTL mit Schwerpunkt IT“, sagt Ruck.
Foto: © Florian Wieser
Foto: Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien
Beitrag aus dem Vienna Eco Magazin Mitte April, beigelegt in der Krone