Die Auftragslage ist all-time high
Interview mit Porr-CEO Karl-Heinz Strauss
Wie ist die Situation in der Bau- und Immobilienbranche? Wir hören, die Auftragsbücher sind voll, es boomt. Bringt das nicht auch Herausforderung bei Baumaterialien oder Personal mit sich?
Strauss: Es hat sich in der Pandemie gezeigt, die Bauindustrie ist der Wachstums- und Konjunkturtreiber als Branche. Der Shutdown zu Beginn hat uns zwar kurz hart getroffen und er hat viel gekostet, aber sonst haben wir durchgearbeitet. Porr hat blitzartig schon im letzten Herbst mit einer breiten Testinfrastruktur reagiert, wir konnten mit dem Durchtesten die Baustellen sicher aufrechterhalten. Darüber hinaus nehmen wir am Impfprogramm für Unternehmen teil, das bringt allen sichere Arbeit, wirkt sich positiv auf die Familien unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Die Auftragslage ist all-time high, wir orientieren uns an Projekten mit guter Bonität der Auftraggeber. Zweifellos ist das Rohstoffthema herausfordernd, wird allerdings zunehmend besser.
Die Anstrengungen von Land und Bund, was die Förderungen anlangt, sind sicherlich sinnvoll?
Strauss: Insbesondere machen Investitionsprogramme und Förderungen Sinn, weil sie kurzfristige Auswirkungen auf das BIP und auf die Arbeits- plätze haben, das sind sehr gute Maßnahmen aus Land und Bund, die der Wirtschaft insgesamt helfen, wie
z. B. Green Smart-Initiativen. Dazu kommen Förderungen aus der EU,
alles mit dem Ziel: Gesunde Infrastruktur schafft eine gesunde Wirtschaft und begleitet positiv die Klimawende.
Welche Highlights gibt es bei Porr-Projekten?
Strauss: Viele spannende Projekte sind derzeit im Bau bzw. in Planung, wie das Wien Museum, die U2/U5 der Wiener U-Bahn, das Kraftwerk Limberg III für den Verbund, das Parlament in Wien und viele, viele mehr in der Infrastruktur wie in Polen mit Wasserschutz in Danzig, um nur einige zu nennen. Tunnel, Brücken, Straßen, Hochhäuser usw. sind in unseren Kernländern im Bau, mehrere tausend Projekte umfasst das derzeit.
Findet nicht ein sehr großer Verdrängungswettbewerb statt, was sich auf Preise und in weiterer Folge auf diese bei den Immobilien auswirkt?
Strauss: In all diesem Wettbewerb bleibt eine geeignete Mannschaft entscheidend, deswegen muss unserem Personal ein besonderes Augenmerk geschenkt werden. Gerade wegen des Fachkräftemangels, der nach wie vor gegeben ist, hat Porr mit einem eigenen Porr Campus schon früh gegengesteuert. Aus- und Weiterbildung, nicht nur für Lehrlinge, sondern für alle Fachkräfte, also Lifelong Learning, ist ganz wichtig. D. h., wer das beste Personal hat, wird auch die meisten Herausforderungen bei Projekten gut meistern können. Zu den Immobilienpreisen: Sie steigen zwar, im Vergleich zu vielen anderen internationalen Regionen befindet sich Wien und Österreich allerdings noch auf einem mittleren Level.
Und wo geht die Reise hin in der Zukunft und in den nächsten 4–5 Jahren?
Strauss: Das Baugewerbe ist bei den Megatrends der Zukunft weiterhin ganz vorne zu finden. Mit der immer dichteren Urbanisierung, wo Verkehr, Soziales, Infrastruktur entscheidend ist, gibt es einen verstärkten Flächenverbrauch. Es wird in die Höhe und in die Tiefe gebaut, damit mit dem demografischen Wachstum Schritt gehalten werden kann. Investitionen in die Schiene etwa bei der S-Bahn, U-Bahn oder bei Hochhäusern und Wohnprojekten sind die Folge. Wien hat hier ein nachhaltiges, langfristiges Infrastrukturkonzept vorzuweisen und geht einen konsequenten Weg, was es eben möglich macht, auch weiterhin die lebenswerteste Stadt zu sein. Porr baut viel, wir befinden uns mitten in guten Konsolidierungsjahren und arbeiten erfolgreich in unseren Kernmärkten wie Österreich, Schweiz, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Polen und Rumänien. Selbst zu bauen bis hin zu Turnkey, teils gemeinsam mit einigen wenigen Partnern, sehen wir als den richtigen Weg; es gibt in dieser Dimension nur einige wenige Mitbewerber, die das wie wir können.
Interview: Ralph Vallon
Foto Porr: © Porr AG; Katharina Schiffl