„Dolce Vita“ mitten in Wien
Wo man sich in Wien gut und authentisch – und erschwinglich – an Italiens regionaler Speisenvielfalt delektieren kann.
Ein winziger Ausschnitt aus dem gar nicht so kleinen Angebot.
Es gibt in Wien sehr gute, teure Italiener. (Interessanterweise gibt es auch teure schlechte.) Dann gibt es viele günstige Ristoranti und Pizzerie, wo man sich denkt: Das könnte ich besser! Besondere Vorsicht ist bei solchen „Italienern“ geboten, die einen am Abend – wie dem Schreiber dieser Zeilen in der Josefstadt passiert – mit „Buon giorno“ (und nicht „Buona sera“) begrüßen! Denn dann ahnt man gleich, dass man hier auf alles gefasst sein sollte, nur nicht auf „Italianità“!
Spannend ist es deshalb, nicht zu hochpreisige Trattorie, Osterie oder Cibarie zu entdecken, in denen man keinen Italo-Einheitsbrei hingeworfen bekommt, sondern gut und vor allem authentisch isst, trinkt, sitzt … Vienna Eco hat ein paar gefunden und teilt gerne sein Know-how:
Viva Bologna!
In der schmalen, sonst eher unauffälligen Schiffamtsgasse im 2. Bezirk (Nähe Karmelitermarkt) hat sich vor nicht zu langer Zeit ein auf ligurische Küche und Spezialitäten aus Bologna spezialisierter Italo-Wirt (und Theaterprinzipal) niedergelassen. In seiner „Cibaria Italiana“ wird nicht lange mit Speisekarten herumgefuchtelt; man erfährt mündlich, was es Gutes gibt, und das reicht von Tellern mit überbordender Mortadella bis zu köstlicher Lasagne – entweder „al ragù“ (Bologna) oder mit Basilikumpesto (Genua). Ein paar Brocken Italienisch zu sprechen schadet hier nicht, und wer mehr als ein paar Brocken spricht, kann sich im Keller auch italienische Theaterstücke anschauen.
1020 Wien, Schiffamtsgasse 8;
ca. 40 € pro Person
Alles Gute aus Friaul
Apropos regionale Küche: Ganz in der Nähe des Wiener Rathauses lockt die „Cantina Osteria Friulana“ mit Spezialitäten aus jener Region, die von Wienern in letzter Zeit besonders gerne frequentiert wird: Triest, Duino, Grado, Cormòns … Der Wirt in der „Cantina“ ist zwar kein waschechter Italiener, aber ein leidenschaftlicher Botschafter der friulanischen Küche. Besonders empfehlenswert sind hier der „epische“ Winter-/Sommersalat sowie gegrillter Polipo (Tintenfisch) mit Erdäpfeln. Auch die Weinbegleitung kommt – naturgemäß – aus Friaul, weshalb selbst der Tischwein hier durchaus genießbar ist.
1010 Wien, Bartensteingasse 3; ca. 50 €
„Buono“ wie bei „Nonna“!
Auch typisch toskanisch kann man in Wien speisen. Und da ist die Palette der kuliarischen Verführungen ja enorm: So kommen etwa im „La No“ in der Wiener City sowohl Vegetarier als auch Anhänger der Fleischeslust auf ihre Kosten. Hier reicht die kulinarische Spanne vom raren toskanischen Brotsalat (Panzanella) über das handgeschnittene Tartar (Battuta al coltello di mucco pisano) bis zur Bistecca vom Chianina-Rind, im Big Green Egg auf Holzkohle gebrutzelt. Auf die Frage, woher der Name – „La No“ – stammt, gibt der Wirt gerne Auskunft: Das kommt von „nonna“, italienisch für Oma, und schon die sei eine begnadete Gastronomin gewesen; nicht in Wien, aber in der Toskana.
1010 Wien, Annagasse 12; ca. 60 €
La dolce pizza
Speziell bei Pizza muss man auf der Hut sein! Denn die kann entweder wie der sie bei Lieferungen umhüllende Karton schmecken – was der Fall ist, wenn man am Abend mit „Buon giorno“ begrüßt wird! Oder sie kann einen selbst mit fluffigem Teig und saftigem Belag „einhüllen“ und ein Quäntchen Dolce Vita vermitteln … In der Florianigasse gibt es so ein Ristorante – „La Delizia“ –, das flott und frisch neapolitanische Pizza auf den Tisch befördert. Darüber hinaus kann man hier auch aus einer kleinen, aber feinen Fischvitrine auswählen – am besten ordert man „Tonno“; der kommt als Steak knuspriger und zugleich saftiger auf den Teller als in so manchem Fischspezialitätenlokal.
1080 Wien, Florianigasse 19; ca. 50 €
Alimentari & Osteria
Schließlich fanden wir auch noch die sizilianische Variante des nicht zu kostspieligen, authentischen „Italieners“: Das „Allegro“ im 9. Bezirk ist sowohl Italo-Greißler (Alimentari) – sehr gefragt sind hier die legendären Sommerurlaubs-Limonaden à la „Chinotto“ aus unseren Kindertagen – als auch Osteria. Und auch da kann man dem Pizzabäcker blind vertrauen; überdies gibt es Mittagsmenüs mit Schmackhaftem wie Spinat-Ricotta-Ravioli, Parmesan-Melanzani-Auflauf (Parmigiana di melanzane) oder paniertem Branzino (Wolfsbarsch) auf sizilianische Art.
1090 Wien, Porzellangasse 21; ca. 50 €
Kollegentipp von Top-Wirt Martin Pichlmaier „Zum Herkner“: er isst am liebsten italienisch in der „Cucina Cipriano“ Hier gibt’s Fisch aus Grado zum Niederknien.
1060 Wien, Aegidigasse 15; ca. 60 €
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