Generation Babyboomer – Fortschreitende Demenz

Generation Babyboomer: Mit Vorsorge und Früherkennung der zunehmenden Demenz entgegen wirken

Es war wieder einmal soweit. Der Verein ganznormal.at, der sich seit 12 Jahren für die Entstigmatisierung psychischer Krankheiten einsetzt, veranstaltete eine Podiumsdiskussion zur „Generation Babyboomer. Herausforderungen der psychischen Gesundheit einer älter werdenden Gesellschaft“. Nach der Begrüßung durch die Wiener Städtische Vorstandsdirektorin Christine Dornaus war Georg Psota, Vorsitzender stv. ganznormal.at und Chefarzt Psychosoziale Dienste in Wien am Wort, der an diesem Abend Julian Jäger, Vorstand Wiener Flughafen und Vorsitzender ganznormal.at vertrat. Mit einem großen Dank für die Partnerschaft mit der Wiener Städtischen Versicherung und der Unterstützung der ganznormal.at Veranstaltung im Ringturm startete Psychiater Psota mit seiner Keynote.

Keynote Georg Psota zur Demenz: Appell für rechtzeitige Vorsorge

In dieser mit dem Titel „Demenz – eine unserer größten zukünftigen Versorgungs-Herausforderungen“ führte Georg Psota aus, dass sich von 2000 bis 2035 die Anzahl der Demenzkranken verdoppeln wird und damit einhergehend die Herausforderungen der Versorgung immer größer werden: „Nur durch Früherkennung wird es möglich sein, Demenzerkrankungen zumindest zu stabilisieren und medikamentös zu behandeln, natürlich hoffen wir auf noch wirksamere Medikamente in einigen Jahren. Daher der Appell sich rechtzeitig untersuchen zu lassen, ein eigener Test macht es möglich, um die Erkrankung festzustellen,“ so Psota.

Die Babyboomer Generation und Demenz

Anschließend diskutierten unter der Moderation von Laila Docekal, Leiterin des Kurier Ressorts Gesundheit, Wissenschaft und Familie, Christa Rados, Fachärztin für Psychatrie und Neurologie, Andreas Krauter, Ärztlicher Leiter der ÖGK und Sabine Hofer-Gruber, SeniorInnenbeauftragte der Stadt Wien und Georg Psota.
Die frühere Leiterin der Abteilung für Psychiatrie am LKH Villach Christa Rados erläuterte die Situation, in dem sie detailliert die Babyboomer Generation beschrieb, die heute noch eine limitierte Zeitspanne zu leben hat: „Das ist eine große Gruppe, die die Gesellschaft ausmacht und wir müssen jetzt schauen wie wir die Herausforderungen der zunehmenden Demenz matchen. Gerade diese Generation kommt aus einer Zeit von sehr selbständigen Persönlichkeiten, die sich nach den 68ern entwickelt hat und ganz anders zu verstehen ist als unsere Eltern:“ Rados weiter: „Dieser Generation zu sagen, was sie zu tun habe, wird schwer sein, vielmehr geht es um Aufklärung und Betreuung dieser Menschen und um gemeinsames Verständnis erzeugen.“ In diesem Zusammenhang wurde festgehalten, dass Social Media und das Internet zwar viele Möglichkeiten schafft mit der Außenwelt zu kommunizieren und den Geist weiter zu schulen, gleichzeitig verringert es allerdings den persönlichen Austausch.

ÖGK-Chefarzt Andreas Krauter berichtete aus der Sicht der Österreichischen Gesundheitskasse wie bedeutend für die älter werdende Generation gesundes Leben mit Sport und Bewegung, mit gesunder Ernährung und lebenslangem Lernen ist: „Dass man damit früh anfangen muss, ist die Nachricht an die Gesellschaft und hier müssen die Institutionen und die Politik aktiv sein und diese wichtigen Botschaften transportieren.“ Die soziale Verantwortung der öffentlichen Hand, wie die der Sozialversicherungen, ist es, die verschiedenen Angebote für die alternden Menschen zu präsentieren. Nur 14,8 % der Bevölkerung nützen die Angebote der Vorsorge zur Früherkennung. Die Geschäftsführerin des Wiener Seniorenbeirates Sabine Hofer-Gruber brachte ein wichtiges Thema, das teils tabuisiert wird, ins Gespräch: die Einsamkeit . Viele Menschen werden in zunehmendem Alter einsam, wenn sie nicht in einer Partnerschaft leben bzw. in eine Großfamilie eingebunden sind. Dem entgegen zu wirken ist wichtig, zum Beispiel mit Tageszentren wie in Wien, wo die Menschen hingehen können, um sich persönlich auszutauschen. Hier gilt es aktiv alleinstehende Seniorinnen und Senioren dazu zu bewegen, diese Kommunikations- und Informationszentren aufzusuchen. Hofer-Gruber: „Mit der Wiener Demenzstrategie gibt es seit 2015 eine Bewusstseinsbildung, die unterstützt, darüber zu reden. Mit Kampagnen wie in der U-Bahn, wo wir Filme zu diesem Thema zeigen, schaffen wir eine wichtige Präsenz, die immer öfter bewusst macht, wie entscheidend ein frühes Erkennen von aufkommender Demenz ist.“

Teil der Lösung sein

Georg Psota, Fachbeiratsvorsitzender ganznormal.at, betonte: „Wir Boomer müssen Teil der Lösung werden, d.h. Arbeiten ist im Alter zu unterstützen, machen wir etwas aus unserer Zeit, bleiben wir geistig und körperlich beweglich.“ Eine besondere Aufgabe kommt bei der Früherkennung von Demenz der Familie zu. Psota: „Wenn das familiäre Umfeld bemerkt, dass die Angehörigen depressiv werden oder ein Interessenverlust vorliegt, können das Gründe für eine nahende Demenz sein. Hier ist es dann an der Zeit den Weg zum Facharzt zu beschreiten, um mit Untersuchungen und Tests das Krankheitsbild zu präzisieren und eine rasche Behandlung zum Stoppen der Demenz mit Medikamenten einzuleiten.“ Georg Psota wies in diesem Zusammenhang auf einen Fachärztemangel hin, der mittelfristig gelöst werden müsste, um eine ausreichende Versorgung von Demenzpatienten sicherzustellen.

Vorsorge: aktiv bleiben und gesund leben

Welche Chancen haben die Babyboomer weiter aktiv zu bleiben, war in der Diskussion eine bedeutende Frage. Andreas Krauter wies darauf hin, „dass wir versuchen müssen, all das erworbene Wissen, weiter zur Verfügung zu haben. Das sind jene Erkenntnisse und Erlebnisse die uns positiv begleitet haben, so kann es möglich sein mit Freude und Leidenschaft seinen Interessen und Hobbys nachzugehen. Es geht darum eigene Wertschätzung zu erfahren, die müssen wir erhalten, um ein glücklich Leben zu führen.“ Die Aufklärung mit Hilfe von digitalen Angeboten zu verstärken, wird zukünftig mehr Bedeutung zu kommen, war der allgemeine Tenor der Podiumsgäste.

Hofer-Gruber verwies darauf, „dass ältere Seniorinnen und Senioren immer mehr zuhause bleiben bzw. höchstens in ihrem unmittelbaren Krätzel unterwegs sind, was eine Einschränkung ihrer Kontakte mit sich bringt. Hier müssen wir auf die Angebote aufmerksam machen, die die Aktivität unterstützt. Christa Rados dazu: „Mit dem Ruhestand sollte eine neue Mindmap erstellt werden, die sinnstiftende Aufgaben beinhalten, das kann ein Ehrenamt sein oder eine Tätigkeit in einem Verein“. Unverständlich bleibt für Rados die oft verbreitete Einstellung in unserer Gesellschaft zu fragen „wie lang musst noch“, das impliziert mitunter schon, dass „danach“ nicht mehr viel passiert in der Pension. Hier wäre eine Bewusstseinsänderung notwendig. Georg Psota zusammenfassend: „Demenz heißt eigentlich ‚ohne Geist‘, dass das nicht Eintritt dafür haben wir heute viele Einschätzungen und einige Lösungen gehört, um frühzeitig den Patienten zu helfen. Dafür treten wir bei ganznormal.at immer wieder ein und wollen Bewusstsein schaffen.“

Rooftop: Get-together im Ringturm

Bei dem anschließenden persönlichen Austausch im Dachgeschoß des Ringturm wurden u.a. gesehen Filmer und Kabarettist Werner Brix und Magdalena Brix, Alexander Biach, Wiener Standortanwalt WKW und stv. Voristzender ganznormal.at, Sascha Berndl, GF Infoscreen, Jürgen Colombini, GF Werbeagentur Unique, Gerhard Klicka, GF IBG, Dipl. Vital- und Ernährungstrainerin Andrea Kliment, My Vitality, Wolfgang Layr, Direktor Volksbank Wien, Michael Pavusek, younion und Vorstand ganznormal.at, die frühere Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat, die Ernährungsberaterin Gabriele Scheucher, Jasmin Rieser, BiologoN, Susanne Schicker, WSE, Psychiater Andreas Walter, Gerhard Schaller, GF Bisonders, Walter Schweighofer, GF ZOLL Medical, Zahnarzt Ernst Weinmann, Ralph Vallon und Raphaela Vallon-Sattler, GF Vallon Relations.

Fotos Christian Mikes